SOUNDSTAGE präsentiert WALDECK Live im Burgtheater

Burgtheater
Beschreibung Information
Zusatzinformation € 85,-/€ 75,-/€ 65.-/ € 55.-

In der neuen Reihe SOUNDSTAGE präsentiert die BURG zeitgenössische Musiker:innen, die nicht nur mit dem Publikum, sondern auch mit einem geschichtsträchtigen Raum in einen respektvollen Dialog treten. Die Konzerte sollen möglichst für diesen einen speziellen Abend konzipiert sein oder Erstaufführungen von neuen Projekten sein.

In der Vergangenheit fanden schon einige famose Popmusikabende auf dieser ehrwürdigen Bühne statt. Erinnert sei an Nick Cave, der mit Musikern von Ian Dury musizierte, an Kraftwerk oder auch an The Cinematic Orchestra. Und so soll auch mit der SOUNDSTAGE diese Tradition weitergeführt werden.

Den Konzertreigen wird Waldeck eröffnen, der seit den Neunzigerjahren in der Musik umtriebige Jurist hat vor allem als Pionier des Elektroswing von sich reden gemacht. Nicht nur mit seinem Album „Ballroom Stories“ eroberte er die internationalen Tanzflächen.
Am 25. Oktober 2024 wird er, gemeinsam mit seiner Sängerin Patrizia Ferrara, sein neues Werk „The Moon and the Orient“, in der unvergleichlichen Atmosphäre des Burgtheaters präsentieren.
(Samir H. Köck, Kurator)

Ein orientalischer Abend mit dem Großwesir der Wiener Elektronik

In den späten Neunzigerjahren, als allerlei Elektroniksounds aus hiesigen Werkstätten die Popwelt eroberten, Stichwort Kruder & Dorfmeister, hatte Klaus Waldeck den Mut, neue Wege mit neuer Technologie zu gehen. Er scherte aus dem Pulk der Triphop-Musikanten aus und suchte nach richtigen Melodien in Jazz, Swing, Soul und Soundtrack. Dass er dennoch international mit dem Label „Vienna Sound“ verkauft wurde, nahm er gerne hin. Besonders gut kommen seine kulinarischen Soundscapes in Frankreich an. Waldeck war dort in Filmen, Werbespots und sogar beim Defilee der Stars am roten Teppich bei den Filmfestspielen in Cannes zu hören. Dabei variiert er seine Grundthemen. Mal macht er Musik, die klingt wie der Soundtrack eines nie gedrehten Italo-Westerns, dann wieder lockt er das Tanzbein in den Ballsälen mit saftig, jazzigen Nummern. Das nun auf der Bühne des Wiener Burgtheaters zur Aufführung stehende „The Moon and The Orient“ lockt erstmals in die Bilderwelten von 1001 Nacht. Augenzwinkernd gibt der gelernte Jurist nun den „Großwesir der Wiener Elektronik“, träumt sich mit seiner sechsköpfigen Band durch allerlei von Flaschengeistern bewohnte Scheharazaden. Stilbrüche mit einbegriffen. Seine stets überaus cool intonierende Sängerin Patrizia Ferrara darf sich etwa in „Come With Me Mambo“ über südamerikanische Rhythmen freuen, die mit orientalischer Süße kombiniert wird. Das Klavierspiel, des als Instrumentalist spät berufenen Klaus Waldeck, reizt mit Pointiertheit und direktem Zug zur Melodie. 

 

Für Patricia Ferrara hat Waldeck viel Lob übrig. „Vor einigen Jahren ist sie für eine andere Sängerin, die wohl zu viel Lampenfieber gehabt hat, spontan eingesprungen. Sie ist eine Vollblutsängerin. Ich kann nur sagen, manchmal ergibt sich aus der Not wirklich etwas Gutes.“ Von solchen professionellen Unbilden abgesehn, ist der Vater von drei Knaben so umsichtig, dass ihn nicht einmal eine Pandemie stoppen konnte. Den eingeschränkten Radius, den der Lockdown vorschrieb, den hat er beinah nicht bemerkt, bewegt er sich doch seit Jahren fast ausschließlich zwischen Familie und Studio. „Vom Freiheitsgefühl her fühlte ich mich zu keiner Sekunde eingeschränkt.“ schmunzelt er. Nachsatz: „Man sollte den Begriff Künstler nicht zu sehr mit Prekariat assoziieren.“ Trotz sinkenden Tonträgerabsatzes und eigentlich skandalösen Minientgelten der Streamingfirmen, muss Waldeck keineswegs darben. Er genießt das Privileg, dass viele seiner Songs und Instrumentalstücke eine Parallelexistenz in Werbespots führen. Ein wirklicher Glücksfall ist, dass Versace seit zehn Jahren das Stück „Why Did You Fire The Gun?“ vom 2007er Erfolgsalbum „Balllroom Stories“ weltweit verwendet. „Mein Leben wird zu einem ziemlich hohen Teil von dieser Lizenz finanziert.“ Mit Streaming kämpft er hingegen. Immerhin kann er auf der Streaming-App ablesen, in welchen Ländern seine Musik besonders gefragt ist. Am höchsten im Kurs steht Waldeck derzeit in Istanbul, Paris und Berlin. Zusätzlich zu seiner Haupttätigkeit mit der Band Waldeck findet er noch Zeit Kollegen zu produzieren. Die Vorarlbergerin Zeebee etwa und, noch populärer, das Swing-Chanson-Projekt Saint Privat mit Sängerin Valerie Sajdik.

 

Vor zwei Jahren hat Waldeck 20jähriges Bestehen seines Labels Dope Noir gefeiert. Katalognummer 1 war die Maxisingle „This Isn´t Maybe“ (mit einem Vokalsample von Chet Baker), die ein rauschender Erfolg auf internationalen Tanzflächen war. Seither hat sich viel verändert im Musikgeschäft. Geblieben ist Waldecks Faible für Vinyl. Zum Jubiläum brachte er eine Box mit 5 Vinyls heraus. „Obwohl der physische Vertrieb damals an seine Grenzen kam, hatte ich die Musikwelt als grenzenloser empfunden als heute. Beim digitalen Streaming stößt man an algorithmische Grenzen, die für mich schwer zu überwinden sind. Und die schiere Masse an Produkten ist natürlich auch Wahnsinn.“ Waldeck hat sich dennoch eine Nische erobert. Unfroh wird er nur, wenn er zu sehr mit dem Genre Electro Swing asssoziiert wird. „Mir schreibt man ja zu, Mitbegründer dieses Genres zu sein, was ein bisschen ein rotes Tuch für mich ist. Gleichzeitig mit mir trat ja Parov Stelar auf den Plan, der diese Musik zur Breitenwirksamkeit geführt hat. Er ist so etwas wie die Großraumdiscoversion dessen, was ich mache. Es freut mich nicht wahnsinnig, wenn ich damit verglichen werde. Aber natürlich, ist es ganz gut, wenn man in einer Schublade Platz findet. Mir wäre es allerdings lieber, wenn man wieder einen breiteren Zugang zur Musik fände. Die Algorithmen ruinieren viel. Man wird festgenagelt auf etwas.“ Unberechenbarkeit ist etwas, womit man bei Waldeck stets rechnen darf. In diesem Sinne kann man gespannt sein, wohin ihn seine Performance im schönen Burgtheater führen wird. Von fliegenden Teppichen auf der Bühne wird schon gemunkelt. 

 

Samir H. Köck

© WALDECK
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