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Trauer um Gerhard Klingenberg (1929 - 2024)

Wir trauern um unser Ehrenmitglied und ehemaligen Direktor des Burgtheaters Gerhard Klingenberg, der gestern, am 18. Juni 2024 in Villach gestorben ist.

 

Gerhard Klingenberg
© Privat

„Wir im Burgtheater trauern um Gerhard Klingenberg, der immer wach im Geist, klug in der Erinnerung und vielseitig interessiert war. Für mich persönlich war es immer eine große Freude und Ehre, Gerhard Klingenberg zu treffen und mich mit ihm auszutauschen. Mein herzliches Beileid gilt seiner Familie und seinen Freundinnen und Freunden.
Er wird uns allen sehr fehlen.“

Martin Kušej

Gerhard Klingenberg und Kitty Oertl
Gerhard Klingenberg und Kitty Oertl in "Die ehrbare Dirne" am 5.
© KHM-Museumsverband

Der 1929 in Wien geborene Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant Gerhard Klingenberg leitete das Burgtheater von 1971 bis 1976. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er eine Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Ab 1947 war er am Burgtheater als Schauspieler engagiert. Im Mai 1947 übernahm Klingenberg im Alter von 18 Jahren aufgrund einer Krankheit von Albin Skoda die Rolle des Camille in „Dantons Tod“. Ewald Balser, der die Hauptrolle spielte, sagte über ihn: „Es war die größte Talentprobe, die ich je erlebt habe!“

1948 gab Klingenberg sein Regiedebüt am Stadttheater Klagenfurt mit Curt Goetz‘ Stück „Das Haus in Montevideo“. Es folgten viele weitere Stationen, unter anderem als Oberspielleiter am Landestheater St. Pölten und am Landestheater Innsbruck. Er arbeitete als Schauspieler und Regisseur an verschiedenen Theatern, u.a. am Deutschen Theater in Ostberlin, an den Städtischen Bühnen Köln, am Schauspielhaus Hamburg, an den Münchner Kammerspielen, am Schauspielhaus Zürich, am Berliner Schillertheater und am Schauspielhaus in Düsseldorf. 1956 wurde er von Bertolt Brecht als Schauspieler und nach Brechts Tod von Helene Weigel als Regisseur ans renommierte Berliner Ensemble engagiert. Er sammelte erste Erfahrungen als Fernsehregisseur beim Ostberliner Fernsehen. 1961 kehrte er in die Bundesrepublik zurück und arbeitete von da an auch für das deutsche Fernsehen, und ab 1968 auch für das österreichische Fernsehen. 1964 erhielt er für den Film „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ den Fernsehpreis der Deutschen Akademie für Darstellende Kunst, den Internationalen Kritikerpreis beim Fernsehfestival in Prag sowie den DAG-Fernsehpreis. 1968 wurde Gerhard Klingenberg von Paul Hoffmann als ständiger Regisseur an das Wiener Burgtheater engagiert.

Gerhard Klingenberg und Kitty Oertl
Gerhard Klingenberg und Kitty Oertl in "Die ehrbare Dirne" am 5.
© KHM-Museumsverband

Am 1. September 1971 übernahm Gerhard Klingenberg als Nachfolger von Paul Hoffmann die Direktion des Burgtheaters und internationalisierte das Burgtheater zu einer Zeit, als der Schwerpunkt des Spielplans auf deutschsprachigen Autor*innen und Regisseur*innen lag.

Er holte die europäische Regie-Avantgarde nach Wien. Es inszenierten unter anderem Giorgio Strehler, Jean-Louis Barrault, Erwin Axer, Roberto Guicciardini, Peter Wood, Luca Ronconi, Otomar Krejča und Peter Hall. Er veränderte den Spielplan und platzierte neben den „Klassikern“ Stücke von Bernhard, Horváth, Pinter oder Stoppard. Mit dieser Internationalisierung machte er sich aber nicht nur Freunde, es gab zahlreiche Konflikte, und seine Direktionszeit endete 1976.

Von 1977 bis 1982 war Klingenberg Direktor des Schauspielhauses in Zürich, danach arbeitete er am Thalia Theater in Hamburg und von 1986 bis 1995 als Intendant am Berliner Renaissance-Theater. Seine Inszenierungen wurden auch in London, Tel Aviv, Stockholm und in den Beneluxländern gezeigt. Zudem arbeitete er in Genf und Madrid als Opernregisseur.

 

Gerhard Klingenberg war bis ins hohe Alter mit wachem Geist ein aufmerksamer Beobachter der Vorgänge im Burgtheater. Er suchte mit all seinen Nachfolger*innen den Austausch und hielt bis zuletzt den Kontakt mit dem Haus.

Auszeichnungen (Auswahl):

1964: Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für „In der Sache J. Robert Oppenheimer“

1999: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

2002: Jakob Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst

2009: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich Internationaler Kritikerpreis

Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft I. Klasse der Republik Österreich

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