Das ist die Verantwortung – Online-Lesungen für eine demokratische Gesellschaft
TEASER
Das ist die Verantwortung #5: AUFRUF ZUM MISSTRAUEN von Ilse Aichinger, gelesen von Dorothee Hartinger
Unter anderem mit ihrem Roman Die größere Hoffnung, der ab Ende 1945 / Anfang 1946 entstanden ist und 1948 erschienen ist, wurde Ilse Aichinger (1921–2016) zu einer der wichtigsten Schriftsteller:innen nach dem 2. Weltkrieg. Als Beginn der österreichischen Nachkriegsliteratur hat Hans Weigel den Kurzprosatext Aufruf zum Mißtrauen betrachtet, den Ilse Aichinger 1946 in der Sonderausgabe Stimme der Jugend der österreichischen Zeitschrift Plan veröffentlichte. In Zeiten sprachlicher Verrohung und Manipulation, kann Ilse Aichingers Schreiben eine Hilfe sein, Misstrauen zu lernen – „Misstrauen zur etablierten Sprache und zu dem, was man selbst sagt, zu den Worten, die verkürzt sind und die man eigentlich so nicht mehr verwenden kann, weil sie dann unwahrhaft bleiben“ (Ilse Aichinger, 1982).
Das ist die Verantwortung #4: UNTERWEGS VERLOREN von Ruth Klüger, gelesen von Franziska Hackl
Ruth Klüger, geboren 1931 in Wien, gestorben 2020 in Irvine (Kalifornien), überlebte als Kind den Holocaust. Sie emigrierte 1947 in die USA, wo sie an verschiedenen amerikanischen Universitäten – zuletzt an der University of California in Irvine – Germanistik lehrte. Neben bedeutenden literaturwissenschaftlichen Arbeiten schuf sie mit ihren autobiografischen Texten weiter leben (1992) und unterwegs verloren (2008) zentrale Werke der Erinnerungsliteratur – und machte damit eindrucksvoll erfahrbar, dass die Erinnerung für das Verständnis der Gegenwart ganz zentral ist. Während in weiter leben die von Repressionen geprägte Kindheit und das Überleben in den Konzentrationslagern Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Christianstadt geschildert wird, thematisiert unterwegs verloren die neue Existenz in den USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit schonungsloser Klarheit reflektiert sie etwa ihr Verhältnis zur Muttersprache Deutsch und zur Geburtsstadt Wien.
Die Verwalterin von Ruth Klügers Nachlass, Gesa Dane, stellt uns die für die Online-Lesereihe Das ist die Verantwortung ausgewählte Passage aus unterwegs verloren kostenlos zu Verfügung – „ganz im Sinne von Ruth Klüger“, wie sie schreibt. Danke!
23.01.2025, #3: DAS LEBEWOHL - NEIN: DIE ANKUNFT (2000 - 2025) von Elfriede Jelinek. Mit Caroline Peters
Elfriede Jelineks Theatertext Das Lebewohl ist in Reaktion auf die Bildung der ÖVP-FPÖ-Regierung im Jahr 2000 entstanden und nimmt Bezug auf Jörg Haiders „Rückzug“ aus der Bundespolitik und seine „Heimkehr“ in die Kärntner Landespolitik im März 2000. Die Urlesung des Textes fand am 22. Juni 2000 im Rahmen einer Donnerstagsdemonstration am Wiener Ballhausplatz statt. Anlässlich einer möglicherweise bevorstehenden Kanzlerschaft der FPÖ hat Elfriede Jelinek ihren – nun mit Das Lebewohl – nein: Die Ankunft betitelten – Text überarbeitet, wobei deutlich wird, dass ihre scharfsichtige Analyse rechtspopulistischer Rhetorik und faschistischer Ideologie keiner allzu starken Aktualisierung bedarf.
Das ist die Verantwortung #2: DIE MOLUSSISCHE KATAKOMBE von Günther Anders, gelesen von Daniel Jesch
Der Roman „Die molussische Katakombe“ bildet den Höhepunkt des erzählerischen Werkes von Günther Anders. Geschrieben noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren schildert er gleichsam als Warnung die psychologischen Mechanismen totalitärer Herrschaft. Ort der Handlung sind die Gefängniskatakomben von Molussien, ein fiktives, von einem autokratischen Regime beherrschtes Land. In einer Zeit der Lügen und Verblendung, die die Oberwelt beherrscht, soll die erhellende Stimme der Vernunft in der Dunkelheit der Katakombe nicht verstummen.
Bertolt Brecht hatte das Manuskript an einen Verlag vermittelt. Zur Veröffentlichung kam es nicht mehr: Anders floh bereits 1933 nach dem Reichtagsbrand aus Deutschland. Seine Ehefrau Hannah Arendt brachte ihm das Manuskript ins Exil nach Paris mit. Dennoch konnte der Roman erst in Gunther Anders Sterbejahr 1992 veröffentlicht werden.
Das ist die Verantwortung #1: FASCHISMUS UND POPULISMUS von Antonio Scurati, gelesen von Martin Schwab
Der italienische Intellektuelle und Bestsellerautor Antonio Scurati thematisiert in seinem jüngsten Essay "Faschismus und Populismus" die Popularität faschistischer, rechtsextremer und ultra-reaktionärer Politik und sieht die Gründe im wieder salonfähigen Populismus – der unter anderem auf Benito Mussolini zurückgeht.
Die erste veröffentlichte Lesung der Reihe wurde im Rahmen des Projekts DEMOKRATIE HAT ZUKUNFT in der Spielzeit 2023/2024 aufgezeichnet, alle weiteren Lesungen werden ab nun neu produziert.
Die Online-Lesereihe DAS IST DIE VERANTWORTUNG mit Texten für eine demokratische Gesellschaft erscheint jeden Donnerstag ab 18 Uhr auf YouTube, Spotify und der BURG-Website. Das Programm wird laufend an dieser Stelle veröffentlicht.